Von den Templern und ihren Grabsteinen
(Geschichte oder G´schichtl - entscheide selbst)
Auf der linken Seite der Niederkreuzstettner Kirche befindet sich eine eingemauerte Steinplatte ohne Inschrift. Nur schemenhaft sind noch Umrisse von Grabhügel und Kreuz zu erkennen. Bei dieser eingemauerten Steinplatte dürfte es sich um die Grabplatte eines Tempelritters, eines Mitgliedes des Templer-Ritterordens, handeln.
Nun dazu muss man Folgendes wissen:
Die Templer waren ein Ritterorden, deren Ritter im Rahmen der Kreuzzüge die Pilger nach Jerusalem zu ihrem Schutz begleitet haben. Der Orden bestand von 1119 bis 1312 (Auflösung durch den Papst). Ihre Niederlassungen hatten sie zuerst im Orient und dann in ganz Europa, wo die auf der Rückreise mitgebrachten orientalischen Baumeister zum Teil maßgetreue Nachbauten von Gebäuden aus dem Orient kopierten (Virgilkapelle am Stephansplatz, Pranger in Hainburg/Donau, ……).
Bestattet wurden die Templer so, wie sie gelebt haben, das schrieb ihre Ordensregel so vor. Deshalb haben die einfachen Laien, die dem Orden angehörten, weder Inschrift noch Namen auf die Grabplatte bekommen, sondern nur einen Grabhügel. Die adeligen Ritter, die in den Krieg zogen, bekamen ein Schwert auf den Grabstein, Mönche ein Kreuz, dessen Enden sich nach außen verbreiterten, dem Tatzenkreuz. Und nur die Ordensgroßmeister bekamen eine Inschrift mit Vornamen, dem Titel Magister und dem Sterbedatum (Familiennamen gab es zu dieser Zeit noch nicht).
Nun finden sich im Weinviertel mehrere Kirchen mit solchen Grabplatten. Eine davon befindet sich in der Heiligenberg-Kirche. Diese wurde, so wie viele andere Steinplatten, bei Renovierungsarbeiten aus dem Inneren der Kirche entfernt und für den Abtransport zerbrochen. Nur dem Zufall ist es zu verdanken, dass ein mit der Materie vertrauter Weinviertler erkannte, worum es sich hier handelt. Die Grabplatte vom Heiligenberg wurde sodann in der Kirche in einer Nische unter dem Chor drapiert.
Nun zurück zu den Templern. Die ehemals in Armut lebenden Ritter wurden von Adeligen reich beschenkt und haben mit der Zeit zu viel Macht und Einfluss erreicht, sodass sie sich Feinde machten, allen voran König Phillip IV. (1268-1314) von Frankreich, welcher am 13. Oktober 1307 alle Templer, deren er habhaft werden konnte, verhaften ließ und im (erzwungenen) Einverständnis mit Papst Clemens V. (+1314) im Rahmen der Inquisition als Ketzer hinrichten ließ.
Der schlechte Nachruf der Templer haftet diesen noch bis heute an.
Erst im Jahr 2007 erhielten nach einem Fund von Originaldokumenten (Chinon Pergamente) aus dem Jahr 2001 im Vatikan, welche die Unschuld der Templer bestätigten, die Tempelritter vom damaligen Papst Benedikt XVI. die Absolution und wurden somit von aller Schuld freigesprochen. Erst jetzt begann wieder ein größeres Interesse am Templertum aufzuflackern und Wissenschaftler vor allem in England und Frankreich konnten nun die Steinplatten als Grabplatten der Templer identifizieren, welche dort bereits im 19. Jhdt. katalogisiert wurden. Bei uns in Österreich ist dieser Zweig der Wissenschaft nur ein ganz kleiner. Erst in den letzten Jahren wurden auch hier Bauwerke und Funde aus der Templerzeit als solche anhand von Urkunden und Dokumenten aus der Babenbergerzeit aufgezeichnet und ein sogenanntes Hauptwegenetz von Pilgerwegen durch Österreich rekonstruiert, welche gleichbedeutend waren mit den römischen und keltischen Straßen der Antike (Limesstraße, Bernsteinstraße, Via Sacra nach Mariazell, Jakobsweg). Weder Niederkreuzstetten, noch Heiligenberg, Kronberg oder Ulrichskirchen (Funde sind auch hier bekannt) liegen an diesen Hauptverkehrsadern. Aus diesem Grund werden die meisten hier und andernorts gefundenen Grabplatten in den Aufzeichnungen des Bundesdenkmalamtes nach wie vor als sogenannte Priestersteine (Grabplatten von Priestergräbern romanischen Ursprungs) geführt und es gibt in Österreich noch eine große Hemmschwelle, dieses Forschungsgebiet auszudehnen und anzuerkennen.
Für Neugierige empfehle ich als Lesestoff unter anderem das Buch „Das geheime Netz der Templer – Wege und Spuren in Österreich“ von Robert Bouchal und Gabriele Lukacs, erschienen im Pichler Verlag, ISBN: 978-85431-515-5
Recherche, Nicky Böhm-Lilge
Wanderbegleitung Region um Wolkersdorf
Wolfpassing, im Juli 2011